Etwas mehr als Drittel der 2014 am deutschen Buchmarkt erschienen Ratgeber haben sich mit den Themen Gesundheit, Lebenshilfe und Alltag beschäftigt. Warum es trotz der großen Nachfrage von Vorteil sein kann, seinen eigenen Verlag für „Mutter & Kind“-Angelegenheiten zu gründen, hat die Ernährungswissenschafterin, Stillberaterin und Autorin Ingeborg Hanreich babybranche.com erzählt.

Es gibt unzählige Verlage, die sich mit “Mutter&Kind”-Themen beschäftigen. warum haben Sie sich mit einem eigenen Verlag selbständig gemacht?

Nun, ganz einfach, weil es vor 20 Jahren kaum einen Verlag gab, der sich damit befasste.

Welche Vor-, welche Nachteile hat das?

Der Vorteil, selbst über die Aktualität der Inhalte entscheiden zu können, überwiegt bei weitem die doch recht umfangreiche Arbeit einer Selbständigkeit (Buchhaltung, Vertrieb …). Hätte ich einen Verlag gewählt – Angebote gab es –, wäre ich aber auch als Autorin und Vortragende selbständig gewesen. So ist es halt vielfältiger in den Aufgabenbereichen.

Wie vertreiben Sie Ihre Bücher? Und was ist dabei die größte Herausforderung?

Über den Buchhandel im In- und Ausland als Buch und E-book sowie über den Shop auf meiner Homepage. Beim Vertrieb ist die größte Herausforderung, trotz Teilzeitmitarbeiterinnen einen durchgängigen Service zur Verfügung zu stellen, weil ich selber auch inhaltlich tätig sein möchte. Das braucht natürlich Zeit.

Ist ihre Vortragstätigkeit aus dem Verfassen von Büchern hervorgegangen oder waren es umgekehrt?

Ich war drei Jahre in der "Gesellschaft für zeitgemäße Ernährung" als Vortragende und Journalistin tätig, bevor ich mich in diesen Tätigkeitsbereichen auf Säuglingsernährung spezialisiert habe. Eine Vortragsreihe bei der Apothekerkammer zu dem Thema und die Nachfragen der Zuhörer haben den Plan reifen lassen, ein Buch zu schrieben. Dieses wurde 1994 gedruckt und existiert mittlerweile in 8. Auflage.

Welchen Stellenwert haben Schwangere als Zielgruppe?

Für mich haben Schwangere einen großen Stellenwert, nicht nur, weil sie die "ersten" Leserinnen meiner Buchreihe sind, sondern auch weil ich diesen Abschnitt des Lebens für wesentlich in Ernährungsfragen halte – Stichwort "nutritional programming". Nicht nur zum persönlichen Geschmack, auch zur Gesundheit wird hier ein Grundstein gelegt. Darum unterrichte ich auch Hebammen auf drei Fachhochschule in diesem wichtigen Bereich.

Erleben Sie einen Anstieg der Wichtigkeit von Schwangeren insofern, dass innovative Hilfs- und Nahrungsmittel, Mode und Kurse angeboten werden?

Nein, die Wichtigkeit ist nach wie vor gleich. Es wird nicht wichtiger. Es ist immer schon wichtig gewesen - auch wenn erst jetzt viele Kurse angeboten werden und die Mode Blüten treibt. Vielleicht ist es bei gewissen Schichten mehr IN, viel Geld für Produkte auszugeben. So gesehen wird der Fokus mehr auf das Thema gerichtet. Wie das auch passiert, wenn man selbst betroffen ist.

Manchmal hat man ja das Gefühl, dass Kinder als “Accessoire” dienen. ist Schwangersein/Muttersein/Elternsein zu einem Trend geworden?

Ganz früher waren Kinder die Vorsorge des Alters. Heute wird es – auch aufgrund der generellen finanziellen Situation – mehr als Luxus betrachtet, ein Kind haben zu dürfen. Kinder sind nicht billig, und – auch wenn wir in Österreich auf der Sonnenseite sind – es gibt viele Abstriche, die viele verwöhnte Jungeltern nicht mehr bereit sind zu geben. Einen Trend sehe ich jedoch nicht in der Elternschaft an sich, sondern mehr in der Art, wie diese gelebt wird.